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Israel 2008

You find the english version of this article here.

Vom 21.-25.4.2008 fand die 15. Israelische Convention statt. Grund genug für Birgit und Jan, nach Israel zu fliegen, und - wenn wir schon mal dabei sind - gleich noch eine Woche länger dort zu bleiben.

Da Jans SD-Karte leider den Geist aufgegeben hat, sind sämtliche Conventionbilder verloren. Allerdings gibt es andere Conventionbilder von folgenden Jongleuren:

Segev
Omer
Leah

Wir selbst haben Bilder von folgenden Stationen unserer Reise:

Jerusalem
Massada
Tel Aviv II

Hinflug

Wir flogen in der Nacht zwischen dem 19. und 20.4. vom Flughafen München aus los. Während der Weg zu den meisten anderen Abflug-Gates recht kurz zu sein schien, mussten wir für unseren Flug etliche Strecken Fußmarsch innerhalb des Flughafens hinlegen, so dass wir fast das Gefühl hatten, zu Fuß nach Israel zu laufen.
Nach einer nur geringfügig strengeren Gepäckkontrolle als üblich konnten wir einchecken und dem Sommer entgegen fliegen.

Nach der Landung auf dem Flughafen Ben Gurion war erst mal Schluss mit Lustig. Insgesamt 3 mal - vor, während und nach der (offiziellen) Passkontrolle - wurden wir mit endlosen, blöden Fragen genervt: Was der Zweck unserer Reise sei, ob wir schon mal in Israel waren, ob wir dort Verwandte oder Bekannte hätten, was wir im Einzelnen vorhätten, wo wir schlafen wollten usw.
Bei der ersten Befragung erwähnten wir noch die Convention, was sich sogleich als schwerer Fehler herausstellte, denn diese Information zog unzählige Ergänzungsfragen nach sich: Was eine "juggling convention" denn eigentlich sei, ob wir berufsmäßig jonglieren, wie wir überhaupt von der Convention erfahren haben, ob wir schriftliche Informationen darüber hätten usw. Der Ausdruck, den Birgit daraufhin vorzeigte, enthielt Copy&Paste-bedingt kein Logo, was sogleich bemängelt wurde. Nach einigen weiteren Fragen zu unseren Reiseplänen, den Jugendherbergen, in denen wir übernachten wollten usw. konnten wir endlich zur Passkontrolle, wo die nächste Befragung wartete.
Wir beschlossen, die Convention nicht mehr zu erwähnen, sondern einfach "holidays" zu machen. Es folgten weitere Fragen in ähnlichem Stil, unter anderem nach dem Namen des Vaters und des Großvaters, und nach der offiziellen Passkontrolle eine weitere Befragung. Neben dem Üblichen sollten wir erzählen, welches Verhältnis wir zueinander haben, wie lange wir uns bereits kennen usw. Alles in allem eine extrem lästige Angelegenheit.

Tel Aviv I

Wir waren sehr spät in der Nacht im Ben Gurion angekommen. Außerdem war es die Nacht, die auf einen Sabbat folgte, und es war Pessach. Deshalb fuhren natürlich weder Zug noch Bus, weswegen wir ein Taxi nehmen mussten. Um ein Taxi am Flughafen zu nehmen, muss man sich bei der Taxistation in eine Schlange stellen und bekommt einen Zettel mit einer Wartenummer sowie die Information, was die Taxifahrt kosten wird. So durchorganisiert ist das nicht mal in Deutschland, obwohl die Deutschen auch in Israel als "well organized" gelten.
Das Taxi brachte uns nach Tel Aviv ins Hayarkon Youth Hostel, eine Jugendherberge in Strandnähe mit besseren Duschen als wir sie von zu Hause gewöhnt sind.
Der Strandspaziergang vor dem Schlafengehen offenbarte folgendes:
  • In Tel Aviv werden die Bürgersteige NICHT hochgeklappt. Es ist immer etwas los, egal, wie spät es ist.
  • Der Strand ist recht gut mit Abfall bestückt.
  • Der Landeanflug der Flugzeuge, die auf Ben Gurion landen, führt direkt vom Meer über den Strand hinweg.
Am nächsten Tag war die Altstadt von Jaffa an der Reihe, besichtigt zu werden. Jaffa ist wesentlich älter als Tel Aviv selbst. Mittlerweile sind die beiden Städte zwar zu einer zusammengewachsen, so dass Jaffa offiziell ein Teil von Tel Aviv ist, aber die Aura ist dennoch sehr unterschiedlich. Während im alten Jaffa historische Bauwerke und verschiedene Kulturen und Religionen das Stadtbild prägen, herrscht im restlichen Tel Aviv eine moderne Wolkenkratzer-Atmosphäre vor.
Bei unserem Weg durch Jaffa erregte eine Christliche Kirche unsere Aufmerksamkeit. Genau genommen war es nicht die Kirche ansich, sondern die vielen Menschen, die sich davor tummelten und die Glocke, die sehr penetrant schlug. Die Menschen waren alle sehr fein gekleidet, und einige von ihnen trugen auffällige schwarze Roben mit bunten Streifen und seltsamen Hüten. Einige Jungen wedelten mit Palmenzweigen. Wir wissen bis heute nicht, was dort gefeiert wurde.
Bei unserem weiteren Weg durch Jaffa hielten wir mal kurz an, um einen Blick auf unseren Stadtplan zu werfen. Sofort fragte uns ein Passant, ob er uns helfen könne und erzählte uns, was in Jaffa alles sehenswert sei.

Es folgte der Montag, der Tag der Abreise in Richtung Convention. Wir fuhren mit einem Mittelding aus Bus und Taxi, einem Sherut, zur zentralen Busstation, um von dort einen Fernbus zu nehmen. Irgendwann auf der Strecke hielt der Fahrer plötzlich an und öffnete die Tür für einen älteren Mann. Die beiden sprachen kurz miteinander, und dann neigte der Fahrer seien Kopf. Der ältere Mann hielt ihm ein paar Kräuter unter die Nase, an denen der Fahrer intensiv roch. Dann legte der Mann dem Fahrer eine Hand auf den Kopf und murmelte ein paar Worte, wahrscheinlich einen Segen. Der Mann verschwand wieder, und der Fahrer fuhr ganz normal weiter. Was das genau war, können wir bis heute nicht sagen. Auch die Einheimischen, die wir später danach fragten, konnten uns nicht sagen, was das gewesen sein könnte.

Die zentrale Busstation in Tel Aviv ist ein riesiges, 7-stöckiges Gebäude. Bevor man uns hinein ließ, mussten wir eine Sicherheitskontrolle passieren. Alle Rucksäcke aufmachen, sämtliche metallenen Gegenstände zeigen, durch einen Metalldetektor gehen usw. - eben die übliche Prozedur, wie man sie in Israel so oft durchleben muss.

Gan Hashlosha

Eigentlich wollten wir von Tel Aviv aus zunächst nach Bet She'an fahren, und von dort aus weiter zum Gan Hashlosha Nationalpark, wo die Convention stattfinden sollte, aber dummerweise fuhr kein Bus nach Bet She'an. Also fuhren wir nach Afula, um von dort aus weiterzufahren. In Afula nahmen wir den Bus Richtung Bet She'an. Beim Einstieg begegneten wir David, der ebenfalls zur Convention unterwegs war und uns auch gleich als Jongleure erkannte. Mit einem hebräisch sprechenden Mitreisenden war es deutlich einfacher, dem Fahrer zu vermitteln, dass er uns Bescheid sagen sollte, wenn wir in Sahne sind. Als wir schließlich dort ausstiegen, kam uns eine glühende Hitze entgegen. Es war heiß im Nationalpark, und es sollte noch heißer werden, teilweise 40°C.
Nach dem Aufbau des Zeltes ging es in die Halle, wo wir uns anmeldeten und einige Jongleure wiedersahen, die wir von den letzten beiden EJCs her kannten.
Nach ein paar Minuten Training wurde Jan auch gleich gefragt, ob er nicht bei der Avi Rosenberg Memorial Competition am Abend teilnehmen wolle. Avi Rosenberg war ein bekannter israelischer Jongleur, der 2000 in einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Seither sponsort seine Familie ihm zu ehren jedes Jahr einen Kreativitäts-Wettbewerb, der jedes Jahr auf der israelischen Convention stattfindet. Dabei wird immer zwischen 3 Keulen und 3 Bällen abgewechselt. Dieses Jahr war wieder ein 3-Ball-Wettbewerb an der Reihe. Jan entschied sich spontan mitzumachen und wurde dritter.
Am Dienstag verlegten wir unser Zelt an einen anderen Standort. Neben uns zelteten zwei jüdische Familien, die uns sofort anboten, uns beim Einkauf und überhaupt bei allem Möglichen zu helfen, was es so gibt. Auf der anderen Seite von unserem Zelt campierten Jongleure aus Tel Aviv, mit denen wir meistens zusammen aßen.
Am Mittwoch besuchte Jan einen Workshop "Zeichensprache". Interessanterweise gibt es keine einheitliche Zeichensprache. Taubstumme Israelis unterhalten sich anders als taubstumme Chinesen.
Am Donnerstag abend luden uns unsere jüdischen Nachbarn zum Abendessen mit Matzebrei ein. Da während des Pessach kein gesäuertes Brot gegessen werden darf, wird statt dessen massenweise Matze verspeist. Da pures Matze nicht sonderlich gut schmeckt, servierte Rosie uns Matzebrei, also einen Brei mit Matze, Ei und ein paar Gewürzen. Das ist richtig lecker - auch wenn es ganz strenggläubigen Juden wohl nicht kosher genug wäre, denn an Pessach verspeistes Mehl darf nicht länger als 18 Minuten mit Wasser in Berührung gekommen sein.
Insgesamt bekamen wir während der Convention haufenweise Adressen und Einladungen, die wir allein aufgrund der Masse gar nicht alle annehmen konnten.

Ein Gev

Nach der Convention fuhren wir mit Maor, einem Freund, den wir auf der Convention kennengelernt haben, nach Ein Gev in das Kibbuz, in dem er aufgewachsen war. Das Kibbuz befindet sich am Ufer des Sees Genezareth, der eigentlich "Kinneret" (oder "Sea of Galilee") heißt. Mit dem Wort "Genezareth" kann jedenfalls kein Israeli etwas anfangen.
Vom Ufer des Sees konnte man auf der anderen Seite die Stadt Tiberias sehen. Ein wenig Nebel trübte die Sicht. Maor erzählte uns, dass man an klaren Tagen jedes einzelne Haus in Tiberias sehen kann. Im Sommer 2006 wurde Tiberias erstmals seit 1967 (Sechstagekrieg) wieder mit Raketen beschossen. Wir erinnerten uns: Auf der EJC 2006 in Irland lernten wir einige Israelis kennen. Als wir nach der Convention nach Hause kamen, erfuhren wir aus den Nachrichten, dass dort auf einmal wieder Krieg ist. Das war schon ein blödes Gefühl damals.
Aber Ein Gev blieb 2006 verschont. Das war bei früheren Kriegen anders. Vor 1967 gehörten die Golanhöhen noch zu Syrien, und das Kibbuz lag direkt an der Grenze. Die Kinder des Kibbuz mussten im Krieg lange Zeit in Kellern untergebracht werden. Als die Luft wieder rein war, bekamen sie ein ausgedientes Militärflugzeug geschenkt, das seither als Spielzeug dient.

Das Leben im Kibbuz war früher sehr sozialistisch geprägt. Maor kann sich an Zeiten erinnern, in denen nicht einmal die Kleidung Privatbesitz war. Man holte sich im Sommer die Kleidungsstücke, die einem gefielen, brachte sie im Winter wieder zurück und holte sich statt dessen Winterkleidung. Aber das Voranschreiten des Kapitalismus machte auch vor dem Kibbuz nicht halt, und so wurde dieses Prinzip aufgegeben. Auch der Speisesaal, in dem sich früher jeder einfach selbst bedienen konnte, funktioniert jetzt mit Hilfe geldähnlicher Zahlungssysteme.
Andere Prinzipien sind aber immer noch erhalten geblieben. Das Motto "Jeder Leistet, was er kann, jeder bekommt, was er braucht" gilt weiterhin. Lebt man im Kibbuz, so kann man entweder unentgeltlich für das Kibbuz arbeiten oder bei einem externen Arbeitgeber. Im letzten Fall geht das Gehalt ans Kibbuz. Dafür bekommt man vom Kibbuz Essen, medizinische Versorgung, Leihwagen und alles, was man sonst noch zum Leben braucht.

Nach einer Nacht im Kibbuz und ein bisschen Herumgeschwimme im See Genezareth machten wir einen kleinen Spatziergang in die Berge und begutachteten auf dem Rückweg die Straußenfarm des Kibbuz. Dann nahmen wir einen Bus, der uns näher an Jerusalem heranbringen sollte. Der Plan war, bis Zemah zu fahren und dort einen anderen Bus zu nehmen. Der Fahrer reagierte auf unser "Jerusalem" mit einem "Tel Aviv", bis ein vermittelnder Mitfahrer uns half, ihm klarzumachen, dass er uns in Zemah rauslassen sollte. Das tat er dann auch - allerdings nicht an der Bushaltestelle, sondern irgendwo mitten auf der Straße. Wir mussten uns also erst mal zu Fuß bis zur Haltestelle durchschlagen, um dann festzustellen, dass dort wahrscheinlich doch kein Bus nach Jerusalem fuhr. Es war wieder einmal Samstag, und - wie eine unserer Zeltnachbarinnen auf der Convention einmal sagte - "On Shabbath, the country is closed!"
An der Bushaltestelle stand bereits jemand, der versuchte, per Anhalter weiterzukommen, und es wurden immer mehr Personen, die das ebenfalls versuchten. Die meisten waren Männer, und da Autofahrer bekanntlich eher für Frauen halten, war Birgit an der Reihe, ihr Glück zu versuchen. Sie hielt verschiedene Autos an, von denen die meisten woanders hin wollten. Diese Autos wurden an andere Anhalter weitervermittelt, bis sie es endlich schaffte, ein Auto anzuhalten, was uns mitnahm - zwar nur bis Hadera, aber immerhin. Die Fahrerin war extrem freundlich. Sie telefonierte während der Fahrt mit ihrer Mutter und ihrer Schwester und beauftragte diese, Zug- und Busverbindungen für uns herauszusuchen, die uns von Hadera weiterbringen sollten. Wir nahmen in Hadera einen Bus nach Tel Aviv, und von dort aus einen weiteren nach Jerusalem. Klar wäre es im Nachhinein geschickter gewesen, gleich von Ein Gev aus nach Tel Aviv zu fahren, aber das merkt man eben erst hinterher.

Jerusalem

Wir kamen kurz vor 22 Uhr an der "Central Bus Station" in Jerusalem an und warteten dort auf einen Bus, der uns in das Moshav "Ramat Raziel" bringen sollte. Dort wohnt die neunköpfige jüdische Familie, die während der Convention neben uns gecampt und uns zu sich nach Hause eingeladen hatte. In Ramat Raziel angekommen ging es erst mal durch das Tor und dann auf die Suche. Das Haus der Familie hatte zwar eine Hausnummer, aber keinen Straßennamen. Begrüßt wurden wir zunächst von etlichen Hunden, die sich in dem Dorf umtrieben, bis wir einen Menschen fanden, der mit seinem Auto an einem Haus hielt und dort ausstieg. Wir fragten ihn, ob er die Familie kenne, aber der Name sagte ihm zunächst nichts. Er stellte aber sein Handy zur Verfügung, damit wir dort anrufen konnten. Es nahm keiner ab. Dann hielt noch ein zweites Auto, das uns samt Gepäck einlud, um nach dem Haus zu suchen. Die Beschreibung der Familie mit "religious" und "seven children" reichte, damit der Fahrer bescheid wusste, wo er suchen musste.

Bei der Familie wurden wir mit offenen Armen empfangen. Das Haus war eines der chaotischsten und zugleich gemütlichsten, die wir bisher gesehen haben. Eines der ersten Dinge, die wir gezeigt bekamen, war die Schlange, die Joshie zu seiner Bar Mizwah bekommen hatte. Er hatte sich bereits mit 3 Jahren eine Schlange gewünscht und bekam diese zu seiner Bar Mizwah versprochen, die mit 13 Jahren stattfindet, in der Hoffnung, er würde die Sache mit der Schlange bis dahin vergessen. Aber er vergaß die Schlange nicht und bekam sie schließlich mit 13 Jahren. Das war ziemlich genau 2 Jahre vor unserem Besuch, denn ein paar Minuten später war Mitternacht, und Joshie wurde 15.

Am nächsten Morgen fuhr Michael, der Vater der Familie, nach Jerusalem und nahm uns mit. Wir gingen erst einmal in ein Einkaufszentrum, wo Jan sich eine neue Digitalkamera kaufte, denn die alte hatte zwischenzeitlich den Geist aufgegeben. Zumindest glaubten wir das, bis sich später herausstellte, dass es die Speicherkarte war, die nicht mehr funktionierte - also die, auf der alle bisherigen Bilder gespeichert waren.
Anschließend ging es nach einigen Irrfahrten mit verschiedenen Bussen zum Jaffator, und von dort direkt in die Altstadt von Jerusalem.
Die Straßen der Altstadt sind zum großen Teil unter Gewölben versteckt und mit unzähligen Geschäften versehen, aus denen es glitzert und glimmert. Überall hängen Teppiche, Kleidungsstücke und etliche andere Waren, und massenweise Händler versuchen, einen zum Einkauf zu bewegen.
Weiter ging es zur "Western Wall", der Klagemauer. Um Zutritt zu dem Platz vor der Klagemauer zu erhalten, war wieder einmal eine Sicherheitskontrolle nötig. Der Bereich vor der Mauer ist mit einer Absperrung abgegrenzt. Der linke, größere Teil ist Männern vorbehalten, während Frauen nach rechts, zum kleineren Teil der Mauer müssen. Als wir dort ankamen, war links kaum etwas los, während sich rechts Heerscharen von Frauen tummelten.
Ein Besuch auf dem Tempelberg war an diesem Sonntag nicht möglich, da die Moslems dort gerade einen Feiertag zelebrierten. Also sind wir zunächst die Via Dolorosa entlanggegangen, haben danach noch einen Geocache gefunden und sind dann wieder nach Ramat Raziel gefahren.
Den Tempelberg haben wir am nächsten Tag besucht. Auch hierfür musste wieder eine Sicherheitskontrolle passiert werden. Die Al-Aqsa-Moschee und den Felsendom durften wir als Nicht-Muslime allerdings nur von außen betrachten. Am Nachmittag trafen wir Joshie am Jaffator und gingen mit ihm zu Freunden der Familie, die freundlicherweise unser Gepäck zu sich geholt haben, damit wir an diesem Tag nicht mehr extra nach Ramat Raziel zurück mussten, um es abzuholen. Mit dem Gepäck ging es weiter zur "Central Bus Station", wo wir den Bus nach Ein Gedi verpassten und 4 Stunden auf den nächsten warten mussten.

Massada

Mitten in der Nacht kamen wir in der Oase Ein Gedi an. Außer uns stiegen noch 4 weitere Rucksacktouristen aus dem Bus, 2 aus Neuseeland und 2 aus Australien. Wir alle wollten in der Jugendherberge unterkommen, aber die war leider schon voll. Der Mann an der Rezeption telefonierte mit der Jugendherberge bei Massada, die ein paar Kilometer entfernt liegt. Dort war noch Platz, den wir auch gleich reserviert bekamen. Außerdem organisierte man uns jemanden, der sich bereit erklärte, uns gegen geringes Endgelt dort hin zu fahren. Da für 6 Personen plus Gepäck nicht genügend Platz im Auto war, ließen wir erst die anderen 4 fahren und warteten auf die zweite Fuhre. Währenddessen unterhielten wir uns mit einem anderen Mitarbeiter der Jugendherberge, der uns auch gleich einen Tee spendierte, über seine deutsche Verwandtschaft, die in Crailsheim lebt.

Die Jugendherberge bei Massada war zwar doppelt so teuer wie die in Tel Aviv, dafür aber extrem luxeriös. Man sollte sie eher als Residenz bezeichnen. Die erste Nacht verbrachten wir in getrennten, größeren Schlafräumen. Am nächsten Tag bekamen wir ein Zweibett-Zimmer zum gleichen Preis. Normalerweise wäre das teurer, aber an diesem Tag trafen mehrere Schulklassen ein. Wir vermuten, dass die großen Schlafräume für die Schulklassen gebraucht wurden.
Das Frühstück in der Residenz war allererste Sahne. Anschließend fuhren wir per Seilbahn zur Festung Massada. Diese wurde einst vom römischen König Herodes angelegt und 70 n. Chr. von jüdischen Aufständigen verwendet, um sich die Römer vom Hals zu halten. Als die Römer schließlich mit Hilfe eines Rammbocks die Festung stürmten und das Ende in Sicht war, entschieden die nicht einmal 1000 Verteidiger sich, lieber in Freiheit zu sterben, als sich von den Römern versklaven zu lassen.
Der Blick von Massada in die Wüstenlandschaft der umliegenden Berge und das tote Meer ist unbeschreiblich. Noch heute kann man von der Festung aus die Überreste der verschiedenen Römerlager sehen.
Am Nachmittag fuhren wir nach Ein Boqeq, zum Strand des toten Meeres, um dort zu schwimmen. Birgit blieb das leider verwehrt, da das Wasser so salzig war, dass ihre verwundeten Füße die höllischen Schmerzen nicht ertragen konnten. Im toten Meer zu schwimmen ist schon etwas besonderes. Untergehen geht einfach nicht. Man kann alle 4 Gliedmaßen bewegungslos aus dem Wasser strecken, ohne dass etwas passiert. Schon beim Hineinwaten spürt man, wie die Unterschenkel vom Wasser nach oben gedrückt werden.
Am nächsten Tag wollten wir eigentlich um 4:45 aufstehen, um den Sonnenaufgang zu sehen. Da Birgits Handy-Wecker nicht funktionierte, fiel das leider ins Wasser - bzw. in die Wüste. Wir nahmen also den Bus nach Jerusalem und fuhren von dort weiter nach Tel Aviv, wo uns Maor empfing.

Tel Aviv II

Während wir in Ein Gev in der Wohnung seiner Großmutter übernachtet hatten, lernten wir nun also Maors eigene Wohnung kennen, was schon ein Erlebnis für sich war. Von außen sah die Wohnung, wie die meisten in dieser Straße, eher wie eine Mischung aus Garage und Schuppen aus. Zum Auf- und Zuschließen diente ein Vorhängeschloss. Auch von innen erinnerte die Wohnung stark an einen Schuppen, obwohl sie deutlich gemütlicher war, als sie von außen ausgesehen hatte. Eine Treppe führte nach oben, wo zur Zeit eine spanische Mitbewohnerin wohnte.
Erst mal ging es wieder mal nach Jaffa - diesmal aber nicht als ahnungslose Touristen, sondern zusammen mit einem Einheimischen. Wir kehrten zum Hummus-Essen bei Abu Hassan ein, dem - nach Meinung vieler unserer Freunde aus Tel Aviv - besten Hummus-Lokal in Israel. Wir trafen auch Eran, den wir ebenfalls auf der Convention kennengelernt haben, und gingen zum Strand, wo wir auch auf Oren und David trafen, auch Convention-Jongleure.
Am nächsten Tag war "Holocaust Day". Um 10 Uhr heulten für 2 Minuten die Sirenen, um der Opfer des Holocaust zu gedenken. Zu der Zeit waren wir allerdings erst beim Aufstehen, so dass wir die Zeremonie leider nicht mitbekamen. Maor musste schon relativ früh weg, da er in verschiedenen Schulen als Jonglierlehrer arbeitet. Deshalb holte uns Eran etwas später ab, und wir gingen in die Stadt, wo er uns unter anderem die einzige Kirche (protestantisch) und die einzige verbliebene Moschee in Tel Aviv zeigte. Nur in Jaffa gibt es noch einige weitere Kirchen und Moscheen. Wir versuchten vergeblich, einen weiteren Geocache zu finden, und gingen anschließend wieder zu Abu Hassan zum Hummus-Essen. Dort trafen wir Maor, Oren und Nahmer, die ebenfalls auf der Convention waren. Nach dem Essen gingen wir zusammen zu einer Jonglierwiese, wo Oren uns mit Birgits GPS-Gerät für eine Tel Aviver Lokalzeitung fotografierte. Irgendwann rief ein Reporter der Zeitung an, der Birgit interviewte. Die Zeitung will einen Bericht über das Geocaching bringen.
Am Abend kehrten wir dann zum letzten Mal in Maors Wohnung zurück und machten uns nach dem Abendessen auf den Weg zum Zug in Richtung Flughafen.

Rückflug

Am Bahnhof mussten wir wieder mal durch eine Sicherheitskontrolle mit Metalldetektor, Passkontrolle und blöden Fragen, wo wir denn hinwollten. Aber das war nichts gegen das, was uns auf dem Flughafen erwartete. Alle Rucksäcke wurden nicht nur durchleuchtet, sondern auch von Hand durchsucht. Selbst die Reisepässe wurden mit einem Durchleuchtungsgerät auf Sprengstoff oder was auch immer gecheckt. Besonders schlimm traf es Birgit. Sie musste jedes kleinste Einzelteil ihres Gepäcks auspacken und genauestens in Augenschein nehmen lassen.

Die Sicherheitskontrollen sind zwar extrem nervig, aber alles in allem war der Urlaub so schön, dass wir auf jeden Fall wieder hin wollen und uns schon auf nächstes Jahr freuen.

Besonderheiten in Israel

Die folgenden Beschreibungen sind weder vollständig noch objektiv. Es sind einfach Dinge, die uns aufgefallen sind, durch Gespräche mit Einheimischen, eigene Beobachtung usw.

Menschen

Die Menschen sind extrem freundlich und hilfsbereit.
Man findet sehr schnell Freunde. Wir kamen nach Israel, ohne jemanden zu kennen. Am Ende hatten wir viele neue Freunde quer über das Land verteilt, und mehrere Einladungen, die wir gar nicht alle annehmen konnten.
Israelische Kinder sind arg anders als deutsche. Deutsche Kinder sind meistens schüchtern und ängstlich, und die wenigen, die das nicht sind, sind dafür rotzfrech. Israelische Kinder sind alles andere als schüchtern, aber trotzdem nicht frech, sondern sehr höflich und freundlich.

Bussystem

Es gibt keine Fahrkartenautomaten. Fahrkarten gibts beim Fahrer, und sonst nirgendwo. Will man während der Fahrt umsteigen, so muss man in jedem Bus neu bezahlen. Allerdings sind die Fahrpreise deutlich billiger als in Deutschland, da die Busse vom Staat subventioniert sind. Wie überall in Israel tummeln sich auch (und vor allem) in den Bussen nicht nur Zivilisten, sondern auch sehr viele Soldat(inn)en, teilweise mit Maschinengewehr über der Schulter oder auf dem Schoß.
An den Haltestellen stehen zwar Schilder, welche Buslinie dort prinzipiell hält, aber wann die Busse fahren ist nicht erkennbar. Selbst wenn man die offiziellen Busfahrzeiten irgendwoher kennt, können die Busse gerne auch mal eine Viertelstunde früher oder eine halbe Stunde später abfahren, das ist völlig normal.

Religion

Religion und Kultur sind sehr stark miteinander gekoppelt. Ist ein Elternteil Jude, so sind automatisch sämtliche Kinder ebenfalls Juden, ob sie wollen oder nicht, auch wenn sie nicht gläubig sind. Die Religionszugehörigkeit wird im Pass vermerkt und kann nicht beendet werden. Dass man in Deutschland einfach so aus der Kirche austreten kann, finden viele Israelis sonderbar und bemerkenswert.
Die Ausübung der Religion ist sehr uneinheitlich. So haben verschiedene Subkulturen z.B. sehr unterschiedliche Vorstellungen darüber, welches Essen kosher ist, oder was man während des Pessach alles nicht essen darf. Farbe und Form der Kopfbedeckung hängen teilweise ebenfalls von der Glaubensrichtung ab. So ist die Kippa bei ultraorthodoxen Strömungen meistens schwarz oder wird durch einen schwarzen Hut ersetzt, dessen vorderer Rand je nach Glaubensrichtung nach oben oder unten gebogen sein kann.

Militär

In Israel müssen alle Männer 3 Jahre und alle Frauen 2 Jahre zum Militär. Einen Zivildienst gibt es nicht, und eine Kriegsdienstverweigerung ist nicht so ganz einfach, besonders für Männer. Die meisten Verweigerer tun dies über die Musterung mit Hilfe von (tatsächlichen oder gespielten) gesundheitlichen oder geistigen Beeinträchtigungen. Pazifismus wird im Allgemeinen nicht als Verweigerungsgrund anerkannt. Ultraorthodoxe Juden, die eine besondere Religionsschule besuchen, können mit der Begründung verweigern, dass das Essen beim Militär ihnen nicht kosher genug ist.
Einer unserer Freunde (den Namen nennen wir absichtlich nicht), der nicht zur Armee ging (Zitat: "I don't believe in the army"), wurde aus diesem Grund für 2 Monate in den Knast gesteckt. Nach 2 Monaten kam er allerdings wieder heraus und wurde in Ruhe gelassen. Ein anderer verweigerte ebenfalls aus dem gleichen Grund, wurde aber nicht ins Gefängnis gesteckt, sondern gleich in Ruhe gelassen. Wie viele Verweigerer es tatsächlich gibt, ist nicht bekannt, da Israel darüber keine offiziellen Statistiken führt.

Sicherheitsvorkehrungen

An allen größeren Plätzen wie Bahnhöfen, zentralen Busstationen oder Einkaufszentren gibt es Sicherheitskontrollen. Vor dem Betreten des betreffenden Platzes muss man sein Gepäck durchsuchen lassen, sämtliches Metall vom Körper entfernen und durch einen Metalldetektor gehen. Ab und zu ist die Prozedur auch mit einer Passkontrolle und dämlichen Fragen darüber verbunden, woher man käme, wo man hinwolle usw.
Dass man in Deutschland einfach so zu Plätzen gelangen kann, ohne kontrolliert zu werden, finden viele Israelis merkwürdig.


zuletzt geändert am 29.10.2008 um 21:17